
Spende an missio – Philippinen
4.11. 2025„Es ist genau der richtige Ort“ – so ging es mir am Samstagabend durch den Kopf. Hier am Weinmarkt in Memmingen, neben dem Freiheitsbrunnen, in Sichtweite der Kramerzunft, in der 1525 mutige Bauern die Zwölf Artikel verfasst haben. Zwölf Artikel mit Forderungen nach Freiheit und Gerechtigkeit, die für alle Menschen gelten sollten. Begründet im Evangelium, wichtige Station auf dem Weg zu dem, was wir heute Menschenrechte nennen.
„Es ist genau der richtige Ort“ – Heute Abend stehen wir mit Gästen von den Philippinen hier, die sich – bewegt vom Evangelium – in ihrer Heimat einsetzen für die Würde aller Menschen und deren Rechte. Menschen, deren Angehörige von einem diktatorischen Regime getötet wurden, Menschen, die willkürlich ins Gefängnis gesteckt wurden, Menschen, denen das Land geraubt wird.
Ich lese die Standarten, auf denen Schülerinnen und Schüler der Lindenschule die Zwölf Artikel ins heute übertragen haben und mir wird bewusst, was das „ins-Heute-übertragen“ für Menschen bedeutet, die nicht in einem freien und demokratischen Land leben wie wir. Es bedeutet: Den Einsatz für die Menschenwürde und die Menschenrechte bezahle ich mit Einschüchterung, Repression, Gefängnis, ja vielleicht sogar mit meinem Leben.
„Es ist genau der richtige Ort“ – die ganz andere Situation auf den Philippinen im Blick, machen wir uns an diesem Abend auch bewusst, dass Freiheit und Menschenwürde keine Selbstverständlichkeit sind. Sie sind, wie das in feinste Tröpfchen versprühte Wasser aus dem Freiheitsbrunnen flüchtig. Bischof Bertram Meier erinnert daran, dass es in Deutschland und Europa gerade heute wichtig ist, Menschenwürde und Menschenrechte wieder in den Mittelpunkt zu stellen. Egoismus und Gleichgültigkeit – so Bischof Meier – sind in den letzten Jahren in einem erschreckenden Ausmaß gewachsen. Als Christen können wir da nicht sprach- und tatenlos bleiben. So ist es wichtig, solche Zeichen zu setzen wie an diesem Abend in Memmingen. Und dabei nicht unter uns zu bleiben, sondern uns zusammenzutun mit allen Menschen, die diese Überzeugung teilen. Ein wenig deutlich wurde das an diesem Abend auf dem Weinmarkt. Auf der Bühne standen die Gäste von den Philippinen, Vertreter von missio, Vertreter:innen der Stadt- und Landespolitik, Vertreter des Bündnisses für Demokratie und Menschenrechte, und Menschen aus Memmingen, die das Anliegen teilten. An dem Punkt gebe ich zu, dass ich etwas enttäuscht war. Ich hätte mir gewünscht, dass mehr Menschen dem Aufruf folgen.
Doch die, die da waren, machen mir Mut. Vor allem Menschen wie Carol Daria, die auf dem Weinmarkt sagte: „Als Kirche und als Volk sind wir aufgerufen, das Leben zu verteidigen, Gerechtigkeit zu fördern und die Würde wiederherzustellen, die Gott jedem Filipino verliehen hat.“ Wie für die Bauern vor 500 Jahren leitet Carol und die anderen Engagierten von den Philippinen das aus dem Evangelium ab.
Und so war es sehr bewegend, wie sich im Anschluss viele Menschen noch in St. Martin zum Abendgebet versammelten. Beeindruckend waren dort die Statements, in denen Menschen das aussprachen, was sie in unseren Zeiten bedrängt. Beeindruckend war, wie das Bedrängende mit dem Psalm 121 in von sieben Menschen in sieben Sprachen vor Gott gebracht wurde. Beeindruckend war, wie die Mitfeierenden ihre Hoffnung zum Ausdruck gebracht haben und mit jedem Licht der Hoffnung den Bedrängnissen unserer Zeit etwas entgegensetzten.
„Es war genau der richtige Ort“ an diesem Samstagabend, um unser Licht für Freiheit, Menschenwürde und Menschenrechte für alle Menschen rund um den Erdball zu entzünden.
Text: Christian Dorn
Fotos: Fritz Stark/missio München




















